Schon der Titel macht stutzig: "Sprechende Männer". Natürlich sprechen
Männer, sie unterhalten sich, sie halten Vorträge und erzählen Geschichten.
Darüber ein Buch zumachen, das den Untertitel "Das ehrlichste Buch der Welt"
trägt, macht neugierig.
Schon der Vorspann macht deutlich, daß ein anderes "Sprechen" von den beiden
Journalisten gemeint ist. Klar, in der Medienwelt ist vieles anders und
Journalisten reden gerne. Und die beiden leben in verschiedenen Welten,
verschiedenen "Männerwelten". Der eine (Jochen-Martin Gutsch) ledig und los, der andere (Maxim Leo) verheiratet,
mit zwei Kindern. Beide um die 40 Jahre alt.
Um das Gespräch zu vervielfältigen fand sich auch ein Verleger, der eine
Vorgabe machte: "Ihr macht ein Experiment. Das längste Männergespräch der Welt.
Total offen, intim, ehrlich. Ohne Tabus." Er ergänzte und jetzt wird es ehrlich:
“Ihr sollt gar kein Männergespräch führen, sondern ein Frauengespräch.”
Liest man dann in den Gesprächen, weiß man was gemeint ist. Kein Mann würde
sich in die Kneipe (oder wo soll so ein Gespräch stattfinden: im Büro, in einem
Restaurant, Zuhause?) setzen und mit seinem Kumpel, auch nicht mit seinem
besten, solche Inhalte in dieser Form bereden.
Die nächste Einschränkung folgt auf der gleichen Seite: Kommuniziert wird per
eMail. “Also keine Telefonate, kein Treffen – nur die E-Mails.” Tja, damit ist
der Effekt des Gespräches dahin. Jetzt ist klar, das können sogar Männer, ins
Besonderen wenn es Journalisten sind, schreiben lässt sich über jedes Thema. Dem
anderen in die Augen schauen und dabei intime Gespräche führen, nein, dafür sind
Männer nicht geschaffen.
Also, bevor der Spaß beginnt, muß man feststellen, daß "Das ehrlichste Buch
der Welt", auf zwei Lügen basiert:
Erstens ist es kein Männergespräch, sondern
ein Frauengespräch, das von zwei Männern nachempfunden wird.
Und zweites ist es
kein Gespräch, sondern ein eMail-Austausch.
Das soll nur niemanden davon abhalten, das nach Themen und Tagen gegliederte
Werk zu lesen, es gibt genug Passagen, die es wert sind. Das ist jedoch kein Männer-, sondern ein Frauenbuch!
Erschienen beim "Karl Blessing Verlag", München 2011. ISBN: 978-3-89667-440-1
(Ich habe das Format verändert, es gibt keine Links mehr zu Anbietern, die stehen zur Genüge bei den Verlagsinformationen, die sich nunmehr hinter dem Link des ISBN verstecken.)
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